Interviews
Veronika Haider: Gemeinsam zum besten Ergebnis kommen
Was hat dich bewegt, im P-Seminar mitzumachen?
Ich war davor auch in der Indien-AG und Herr van Laak und wir haben besprochen, dass es in der Oberstufe fast keine AG-Möglichkeiten mehr gibt. Wir wollten das ja weiterführen, was wir bis zur 10. Klasse angefangen hatten. Dann kam die Idee, dass wir ein P-Seminar machen könnten, weil wir generell helfen wollten und mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema generieren wollten. So haben wir mit missio zusammengearbeitet und dann hat das Ganze auch funktioniert.
Was bedeutet Partnerschaft für dich?
Partnerschaft für mich im Kontext unserer Schulpartnerschaft ist einfach, dass man füreinander da ist. Dass man nicht nur an sich denkt, sondern auch an die anderen. Denn wie es in einer Partnerschaft so ist, soll man nicht nur an sich denken, sondern auch an den anderen Partner und gemeinsam zum besten Ergebnis kommen, sozusagen. In dieser Zeit ist es gerade schwer, weiter in Kontakt zu bleiben. Und obwohl ich mit dem Abitur fertig bin, versuche ich trotzdem weiter den Kontakt zu halten z.B. mit Herrn van Laak. Fragen, wie es denen in Indien gerade geht und ich hoffe, dass wenn das alles wieder besser wird, dass man da auch wieder mehr machen kann. Man soll halt was spenden und sich informieren, was man machen kann und unterstützen. Dass man für den anderen da ist, das ist ganz wichtig für mich in Bezug auf Partnerschaft.
Was habe ich in Indien gelernt? Welche Erfahrungen haben mich geprägt?
Ich habe in Indien gelernt, dass man nicht nur an sich selber denken soll. Aber auch schon vorher in der Indien-AG und im P-Seminar. Man soll nicht nur an sich und seine Probleme denken. Weil wenn man jetzt in Indien war und wir gesehen haben, wie glücklich sie mit den kleinen Dingen sind. Wie glücklich sie sind, weil wir ihnen ein Kuscheltier geschenkt haben. Da habe ich mir gedacht: Wieso beschwere ich mich, wenn ich nicht das neueste Handy habe? Dass jeder die Chance bekommt in die Schule zu gehen, ist ja an sich auch schon ein Geschenk. Etwas, dass mich geprägt hat, war das Gespräch mit dem Father Kiran (Bischofssekretär). Dieser erzählte uns, wie er alles hinter sich gelassen hat. Seine ganze Familie, alles! Um Kinder zu unterstützen und den Bischof Paul Maipan zu unterstützen, hat er alles hinter sich gelassen. Er wollte den Kindern ein Leben schenken. Es war so schön das zu hören. Wow. Wir sind da im Bus gefahren abends und da hat er alles erzählt... Diesen Moment werde ich niemals mehr vergessen. Es ist so schön, dass es solche Menschen auf der Welt gibt.
Wie siehst Du die Begegnung der unterschiedlichen Mentalitäten?
Man soll die anderen verstehen und akzeptieren. Nicht sagen: Ich habe meine Kultur, in der ich lebe und verstehe nicht, wie das bei dem anderen ist. Man sollte alles akzeptieren und Neues zulassen und offen denken und vor allem in der Zusammenarbeit, zusammen zu einem Ergebnis kommen. Nicht nur an sich selbst denken und beide Kulturen zusammenbringen. Reden, kommunizieren, die anderen verstehen und immer offen denken! Und nicht in seinem eigenen Gedankenfeld feststecken.
Marie Hartl: Partnerschaft ist ein gegenseitiges Profitieren
Was hat dich bewegt, im P-Seminar mitzumachen?
Ich habe mich für das P-Seminar Indien entschieden, weil ich schon davor in der Indien AG war. Das heißt das P-Seminar war ja dann nur für die Oberstufe. Und die Indien-AG gab es schon davor. Der Indien-AG bin ich in der achten Klasse beigetreten, ich und meine Freunde. Wir haben uns dazu entschieden, weil uns das einfach interessiert hat. Wir hatten schon öfter gehört, dass Leute dort hingefahren sind. Es war ein sehr interessantes Thema. Deshalb haben wir uns dazu entschieden. Danach war es keine Frage für uns, dass wir auch in das P-Seminar gehen. Vor allem auch, weil wir dort einfach immer eine gute Zeit hatten und weil wir natürlich auch nach Indien fahren wollten. Wir waren ja Teil des Indien-Projektes. Und das wäre ohne uns alles gar so passiert und da waren wir sehr stolz drauf.
Was bedeutet Partnerschaft für dich?
Ständiger Austausch, viel voneinander profitieren, sich gegenseitig Dinge mitgeben und den anderen weiterbringen - sich gegenseitig weiterbringen im Leben. Das hat man in dieser Schulpartnerschaft gesehen. Nicht nur wir haben die Schule dort weitergebracht, sondern die haben uns auch weitergebracht in solchen Dingen wie lernen, glücklich sein und dankbar sein. All das hat uns geholfen, ein bisschen anders über unser Leben zu denken. Es hat uns weitergebracht, indem wir hinfahren durften und denen ihre Geschichten geteilt haben und sie haben auch unsere Geschichten geteilt. Ich würde sagen, dass Partnerschaft ein gegenseitiges Profitieren ist.
Also die ganze Reise an sich war sehr inspirierend. Sie war aber auch ein Kulturschock. Eine Freundin und ich sind angekommen und wir haben es nicht so easy genommen. Wir haben unsere Eltern am 1. Tag vermisst und wir hatten Angst auf der Busfahrt, weil die sehr wild gefahren sind. Es war sehr heiß, wir waren sehr weit weg von unseren Eltern. Auf diesem Weg haben wir gemerkt, wie schwer es diese Menschen haben und wie einfach die das Leben nehmen. Wir hatten dann total viel Spaß. Die ersten beiden Tage war es schwer, aber dann war es unglaublich schön. Es war krass. Jeder wollte dich anfassen, weil du irgendwie neu warst. Das war echt krass, wie bei uns ein Star, der verehrt wird. Das war irgendwie crazy, aber gleichzeitig ein wunderschönes Erlebnis. Wir haben mitgenommen, dass man auch in den schwierigsten Zeiten glücklich sein und lächeln kann. Man kann glücklich sein, mit den kleinsten Dingen. Und wie gerne Kinder in die Schule gegangen sind, das war auch so ein großes Ding für uns.
Was habe ich in Indien gelernt? Welche Erfahrungen haben mich geprägt?
Es vergeht keine Woche, in der ich nicht daran denke, wie schön meine Zeit dort war und wie viel ich gelernt habe. Und wie anders Menschen leben können. Es hat mich definitiv dankbarer gemacht. Ich will nicht immer nur das neueste Handy haben, weil das nicht das ist, was das Leben ausmacht. Sondern Lebenslust, Freude, Freunde, lernen und glücklich sein, das ist das was das Leben ausmacht. Natürlich vergisst man das ab und zu. Aber das Leben hat eine lustige Art, dir das immer wieder zu zeigen. Ich denke jeder von uns hat Erfahrungen gemacht, die unser Leben für immer prägen. Und wir haben das Glück, dass wir das schon in so jungem Alter erfahren und erleben konnten.
Wie siehst Du die Begegnung der unterschiedlichen Mentalitäten?
Es ist wichtig, dass man offen ist und den anderen akzeptiert und ihn nicht verändern möchte. Nicht sagen möchte, Du machst das und das falsch… wir sind schon viel weiter, sondern wenn der andere frägt, versucht zu helfen. Oder sagen: „Willst du meine Hilfe?“ Niemals einen Ratschlag auf jemanden schmeißen, der eine ganz andere Mentalität hat. Offen sein für das, war er dir zeigen möchte, für das was ich dir zeigen möchte. Zu wissen, dass es nicht einfach ist, Sachen zu akzeptieren, die du noch nie gehört hast. Und auch eben nicht zu viel prahlen: z.B. unsere Häuser sind aber fünf Mal größer. Es ist wichtig, dass man eine Kommunikation hat. Was einem gefallen hat, was einem nicht gefallen hat. Sich gegenseitig weiterbringen, aber auf die netteste Art und Weise und sicher nicht von oben herab.
Bernd Ziegler (missio-Bildungsreferent)
Was hat dich dazu bewegt, das Indienprojekt des Gymnasiums der Benediktiner Schäftlarn im Bistum Khammam zu unterstützen und die Reise der SchülerInnen zu begleiten?
Einige Schülerinnen des Gymnasiums Schäftlarn, denen die Partnerschaft mit der Stella Maris School in Morampalli Banjara ein besonderes Anliegen war, haben bei meiner damaligen Arbeitsstelle missio München ein schulbegleitendes Praktikum gemacht. Bei der Praktikumsbetreuung ist mir schon aufgefallen, mit wieviel Engagement und Herzblut die indisch-deutsche Schulbeziehung gepflegt wird. Deswegen haben ich gerne zugesagt, als missio-Bildungsreferent ein P-Seminar zur Vertiefung der Partnerschaft inhaltlich mitzubetreuen. Aus heutiger Sicht war das eine sehr gute Entscheidung. Sowohl die Arbeit mit den Schülern im Seminar als auch die gemeinsame Reise nach Morampalli Banjara waren unglaublich beeindruckende Erlebnisse.
Was hast du durch die Begegnungsreise nach Indien gelernt und für dich mitgenommen?
Von den vielen gewinnbringenden Erfahrungen, die unsere Reisegruppe machen durfte, kann ich hier nur einen kleinen Ausschnitt wiedergeben. Nachhaltig beeindruckt hat mich die Offenheit und Neugierde unserer indischen PartnerInnen. Die SchülerInnen aus Stella Maris sind ihren deutschen Altersgenossen vom ersten Moment an mit einer so offenen Haltung begegnet, dass Sprachbarrieren und andere Unsicherheiten sofort überwunden waren. Von diesem ehrlichen Interesse, das in langen Gesprächen, gemeinsamen Tänzen oder Hockey-Partien seinen Ausdruck fand, habe ich hoffentlich ein kleines bisschen nach Deutschland mitnehmen können.
Inwiefern prägen dich heute noch Erfahrungen dieser Indienreise?
Besonders eingeprägt hat sich bei mir der Besuch einer Betreuungseinrichtung für Waisenkinder mit Behinderung in einem abgelegenen Viertel der Stadt Khammam. Diese Situation bringt für mich die Ungerechtigkeit unserer Welt auf den Punkt. Auf der einen Seite stehen wir: die BesucherInnen aus Deutschland, die als BürgerInnen eines reichen Landes in eine über 8000 Kilometer entfernte Stadt reisen können. Auf der anderen stehen die indischen Waisen und die sie betreuenden Schwestern: Ihnen mangelt es trotz des selbstlosen Einsatzes der Ordensfrauen an grundlegenden Gütern, um menschenwürdig leben zu können. Ist die unterschiedliche Verteilung von Gütern und Chancen auf unserer Welt gerecht und wie können wir darüber sinnvoll diskutieren? Diese Frage beschäftigt mich auch beruflich. Dabei denke ich häufig an den Besuch der Betreuungseinrichtung in Khammam.
Was bedeutet Partnerschaft im Kontext der Schulpartnerschaft Schäftlarn/Khammam für dich?
Für mich kennzeichnet diese Partnerschaft die große Einsatzbereitschaft und das starke Vertrauen auf beiden Seiten. Als Reisegruppe durften wir erleben, wie Bischof Paul Maipan, sein Sekretär Father Kiran und das ganze Team aus dem Bistum Khammam alle Hebel in Bewegung setzen, um uns zwei ereignisreiche Wochen zu bereiten. Dabei sind wir immer vertrauensvoll als „Freunde aus Deutschland“ vorgestellt worden, was die Grundlage für viele schöne Begegnungen gelegt hat. Auf eine andere, aber nicht minder intensive Weise setzen sich auch die Verantwortlichen des Gymnasiums Schäftlarn für die Aufrechterhaltung und Stärkung dieser Partnerschaft ein.
Was war dein schönstes Erlebnis in Indien?
Da gibt es viele, ein Highlight war sicherlich das Divali-Fest! Wir haben das hinduistische Lichterfest in einer christlichen Variante bei einer Schwesterngemeinschaft gefeiert, die neben der Stella Maris School lebt. Zuerst haben wir mit einigen BewohnerInnen des Schulcampus bei viel Kerzenschein still über unsere Lebenswünsche und -träume nachgedacht. Danach sind Jugendliche aus den umliegenden Dörfern gekommen, haben mit uns getanzt, Süßigkeiten gegessen und - wie zu Divali üblich - viele Feuerwerkskörper gezündet.
Und was hat dich am meisten an der indischen Lebensweise fasziniert?
Mich haben die unglaubliche Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen in Indien begeistert. Gleichzeitig aber auch der Ehrgeiz, mit dem viele SchülerInnen ihre Ziele verfolgen. Sie wollen etwas aus sich machen, wollen einmal in einem guten Job arbeiten. Hoffentlich trägt die Partnerschaft zwischen der Stella Maris School und dem Gymnasium Schäftlarn noch lange dazu bei, dass dies vielen jungen Menschen auch gelingt.