Missio-for-life
Missio for Life – Projekterfahrung Klasse 8c
Am 6. November fand bei uns an der Schule das Projekt „Missio for Life“ statt. Es wurden die Geschichten von drei Jugendlichen namens Renu, Mercedes und Paolo erzählt, die in ihrem Leben Schreckliches erlebt haben. Das Projekt wurde in der Turnhalle aufgebaut. Als wir uns vorgestellt hatten, begrüßte uns die Leiterin des Projekts, gab uns die I-Pads und erklärte uns, wie wir mit ihnen arbeiten sollten.
Wir sollten die Codes der entsprechenden Geschichten einscannen. Wir erfuhren Hintergründe und sollten Aufgaben erfüllen, die diese Kinder auch zu erledigen hatten. Wir begannen mit Mercedes:
Mercedes ist ein Mädchen, das mit ihrem Vater in einem kleinen Dorf auf den Philippinen in armen Verhältnissen lebte. Ihr Vater trank sehr viel Alkohol, und da die Mutter gestorben war, musste Mercedes die ganze Hausarbeit machen. Sie hoffte auf ihre Chance, ein besseres Leben zu führen, und ihre Großmutter sagte ihr immer, man solle Chancen nutzen.
Um zu verstehen, wie schwer und anstrengend es ist, wenn man vom Vater ständig hin und her geschickt wird und den ganzen Haushalt alleine machen muss, sollten wir auf dem I-Pad virtuell Sachen transportieren und Aufgaben erledigen, die zu Mercedes Alltag gehören.
Eines Tages bekam Mercedes Besuch von einer Frau, die ihr anbot, das Dorf zu verlassen und mit ihr zu kommen, um einen Job als Kindermädchen zu beginnen. Sie nahm das Angebot an und zog in die Stadt. Leider wurde sie jedoch von der Frau getäuscht und musste in einem Bordell arbeiten. Mercedes berichtete, dass es leider häufig vorkomme, dass Mädchen vom Land mit gut bezahlten Jobs in die Stadt gelockt werden, um dann als Zwangsprostituierte zu arbeiten.
Während sie im Bordell arbeitete, erinnerte sie sich immer wieder an die Worte ihrer Großmutter. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und beschloss, wegzulaufen. Im Projekt sollten wir ihr sozusagen dabei helfen, den richtigen Weg zur Polizei zu finden. Leider traf sie auf einen korrupten Polizisten, der Mercedes in der Hoffnung auf viel Geld als Belohnung wieder zurück ins Bordell brachte. Mercedes wurde schwanger und wusste keinen Ausweg mehr. Eines Tages sprach eine Frau sie an und sagte ihr, dass sie Mitglied einer Frauenschutzorganisation sei. Sie bot Mercedes an, dass sie sie aus dem Bordell befreien könne, wenn Mercedes dies wolle. Sie dachte wieder an die Worte ihrer Großmutter und vertraute der Frau, und mit Hilfe der Frau und der Organisation gelang es Mercedes sogar, einen eigenen Friseursalon zu eröffnen.
Nachdem wir diese Geschichte kennengelernt hatten, erfuhren wir, dass es das Mädchen Mercedes wirklich gibt, und dass viele Frauen auch solche Schicksale erleiden.
Die nächste Geschichte handelte von Renu, einer jungen Frau, die von ihren Eltern zwangsverheiratet wurde. Sie kannte ihren zukünftigen Mann bis zum Tag der Hochzeit nicht, und ihre Eltern mussten eine hohe Geldsumme als Mitgift an seine Eltern zahlen. Daraus entstand unsere nächste Projektaufgabe: Wir sollten aus verschiedenen Dingen solche heraussuchen, die sich als Mitgift eigneten (Teppiche, Schmuck usw.). Die Schwiegermutter hasste Renu. Eines Tages, als Renu eine Suppe kochen sollte, warf diese eine brennende Gasflasche in die Küche zu Renu.
Auch das Kochen sollten wir versuchen, durch Einscannen verschiedener Gerichte, nachzuvollziehen. Renu wachte mit vielen Verletzungen erst im Krankenhaus wieder auf. Die Eltern reagierten mit großer Enttäuschung und nicht mit Unterstützung für Renu. Ihre Zimmernachbarin im Krankenhaus gab Renu eine Nummer von einer Frau, die ihr helfen könne. Renu hatte das Glück, dass diese Frau ein Frauenhaus leitete, in das Frauen mit solchen und ähnlichen Schicksalen flüchten können. Renu vertraute dieser Frau und durfte in das Frauenhaus ziehen.
Auch diese Geschichte ist wahr – und Renus Fall ist leider kein Einzelfall.
Die dritte Geschichte handelte von Paolo, der - wie so viele arme Jungs auf den Philippinen - auf und vom Müll lebte. Damit auch wir einen Eindruck bekamen, wie schwer es ist, vom Müll zu leben, sollten wir im Projekt in einen Pappeberg greifen, und die Gegenstände, die wir ertasten, einscannen. Man merkte, wie schwer es ist, etwas im Müll zu finden, was man zu Geld machen kann, um davon zu leben. Leider kannte auch Paolo – wie die anderen – keinen anderen Ausweg als zu Stehlen.
Wir sollten als Projektaufgabe versuchen, ihm dabei zu helfen und möglichst lange nicht die Aufmerksamkeit der Polizei auf uns zu ziehen. Paolo wurde aber doch von der Polizei erwischt und eingesperrt. Im Gefängnis musste er Dreck wegwischen und wurde von den anderen Häftlingen gequält und misshandelt. Auch ihn erreichte das Glück, und eine Frau von einer Jugend-Schutz-Organisation besuchte das Gefängnis. Sie befreite Paolo aus der Haft und brachte ihn in ein Jugendheim. Auch dort lebten viele Jungs, die das gleiche erlebt hatten. Leider ist auch seine Geschichte nicht erfunden.
Nachdem wir das alles erfahren hatten, sprachen wir noch lange über die Schicksale von Mercedes, Renu und Paolo und stellten fest, dass es uns hier in Deutschland sehr gut geht, und das so etwas eigentlich nicht passieren darf. Wir schrieben Postkarten an die drei und wünschten ihnen viel Glück auf ihrem weiteren Weg, und dass wir uns wünschen, dass so etwas Schreckliches nie wieder passiert.
Am nächsten Tag sollten wir wieder in die Turnhalle kommen und erfuhren dort, dass wir die 10.000. Klasse waren, die an diesem Projekt teilgenommen hatte. Wir bekamen von dem Leiter einen Gutschein für einen zweitägigen Theaterkurs für die gesamte Klasse! Dies feierten wir mit Orangensaft und Keksen.
Nathalie Focks Simon Kupper