Benediktinische Erziehung
Die religiöse Dimension einer benediktinischen Erziehung
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ Mit diesen Worten beginnt die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Zunächst einmal sind wir als Benediktinerschule eine christliche Schule. Und Freude, Hoffnungen, Trauer und Ängste unserer Schüler sind für unsere Präfekten im Tagesheim und Internatsbereich maßgeblich. Ziel unserer Arbeit ist es, für jeden Schüler da zu sein. In guten und in schlechten Situationen. Unsere Schülerinnen und Schüler dürfen bei uns so sein, wie sie sind.
Genau wie in der Benediktsregel für das Kloster beschrieben, ist das Da-Sein der einzelnen Schüler/innen wichtiger als das Können. Im Bereich Tagesheim und Internat begegnen die Präfekten ihren anvertrauten Kindern in einer Situation, in der die Leistung und das Können der Kinder nicht an vorderster Stelle steht.
Das benediktinische Miteinander von Schüler/innen und Präfekten ist von einigen grundlegenden Säulen geprägt.
1. Das Gebet: Jeder Mitlebende in unserer Schulgemeinschaft kennt das Gebet. Wir sind alle Lernende darin, dem Gebet einen Raum in unserem Miteinander zu gewähren. Dazu gehören unter anderem auch Tischgebete, Andachten, wie z.B. unsere 16:20 Uhr Andachten, und ebenso auch das morgendliche und ggf. auch abendliche Gebet, das den Schultag abrundet.
2. Das hörende Herz: In der Gemeinschaft unserer benediktinischen Schule sind wir alle stets dabei unser hörendes Herz zu entwickeln. Rücksichtnahme aufeinander, Respekt voreinander und nicht zuletzt Aufmerksamkeit füreinander, sollten hierbei genannt sein.
3. Die Stabilität: Unserer Schülerinnen und Schüler sind dabei, sich zu reifen Persönlichkeiten zu entwickeln. Als Präfektinnen und Präfekten sind wir dabei immer für sie da. Kinder und Jugendliche brauchen Stabilität in ihren persönlichen Beziehungen. Präfektinnen und Präfekten sind auch dann noch für Ihre Kinder da, wenn Jahre ins Land gegangen sind und längst ein anderer Präfekt die Klasse betreut. Die Präfekten sind die „Pfosten“, an denen sich Ihre Kinder reiben können, sowie die „Leitbilder“, an denen sie sich orientieren können.Die Stabilität gewähren aber auch die Präfekten der Unterstufe. Stündlich wechselnde Fachlehrer sind im Übergang von der Grundschule für viele Kinder eine echte Herausforderung. Der Präfekt oder die Präfektin ist jeden Tag für mehrere Stunden bei Ihren Kindern.
4. Die Disziplin: Die Benediktsregel geht von keiner Illusion sondern von der Realität menschlichen Zusammenlebens aus. Nicht alles ist perfekt. Damit Zusammenleben besser gelingt, braucht es Regeln für ein gutes Miteinander. Diese Regeln sind sozusagen die Richtschnur für unser Miteinander. Unsere Erziehung soll die uns anvertrauten Jugendlichen befähigen von diesen Regeln zu einer eigenen Disziplin zu kommen. Die täglichen Anforderungen und alltäglichen Rituale formen die Schülerinnen und Schüler. Das geschieht im Tun, im Klassenzimmer, im Studiersaal, im Speisesaal, auf dem Spielplatz, dem Hartplatz und in der Kirche. Im Idealfall erwächst daraus nicht nur eine Selbstdisziplin, sondern eine Haltung, die ein ganzes Leben lang anhält.
5. Das Vertrauen: Damit Miteinander im benediktinischen Sinne wirklich gelingt, braucht es Vertrauen. Wir Präfekten bemühen uns, Ihren Kindern als vertrauenswürdige Menschen zu begegnen, denen man sich anvertrauen kann. Wir ermutigen Ihre Kinder, Vertrauen in ihre Klassenkameradinnen und -Kameraden zu entwickeln und versuchen auch ein gutes Selbstvertrauen in jedem Schüler und jeder Schülerin entstehen zu lassen.
6. Das Verzeihen: Überall, wo Menschen sich begegnen, gibt es auch menschliches Versagen. So wie Benedikt in seiner Regel davon ausgeht, dass jeder Mensch sich bessern und zum Guten verändern kann, so kann und soll dies auch an unserer Schule passieren. Wir motivieren Ihre Kinder, die eigenen Schwächen anzuerkennen, Verzeihung zu erbitten, Verantwortung für getanes Unrecht zu übernehmen und so zum Gelingen echter Gemeinschaft beizutragen.