Klösterliches Leben

Handschrift aus Schäftlarn (Initiale mit Kirchenpatronin Hl. Juliana)

Klöster mit ihren prachtvollen Kirchen sind meist über ihren Wirkkreis hinaus bekannt als große Träger von Kultur, die sie durchaus fördern und an die Gesellschaft weitergeben. Doch wie Papst Benedikt XVI. betont, war es nicht die vorrangige Absicht der Mönche „Kultur zu schaffen oder auch eine vergangene Kultur zu erhalten. Ihr Antrieb war viel elementarer. Ihr Ziel hieß: quaerere Deum (Gott zu suchen)“. Aus dieser Gottsuche schließlich entwickelte sich Kultur als unmittelbare Weiterführung des Gebets in die Arbeit. So wie seit 1250 Jahren verschiedene Mönchsgemeinschaften in Schäftlarn das Lob Gottes lebendig hielten, so tragen auch heute die Mönche der Abtei Tag für Tag ihr Lob vor Gott und lassen daraus  „Kultur“ erwachsen in den verschiedenen Bereichen klösterlichen Lebens:

  • Kultur des Gottesdienstes: Mehrmals am Tag kommen die Mönche zusammen, um gemeinsam zu beten. Den Höhepunkt des Gebetslebens stellt die tägliche Feier der Eucharistie dar. In der modernen Welt stellt der Gottesdienst ein Zeichen dar, das den Blick über diese Welt hebt und auf Gott, den Ursprung aller Dinge, weist.
  • Kultur der Gemeinschaft: Die Mönche leben nicht für sich allein, sondern als Gemeinschaft. Die gemeinschaftliche Identität erwächst aus der gemeinsamen Gottsuche, welche die Mitte klösterlichen Lebens darstellt. Gemeinschaftliches Leben fordert immer wieder neu das konkrete Aufeinanderzugehen und das Verstehen des Mitmenschen. In der modernen Welt von heute kann und will eine klösterliche Gemeinschaft Zeichen setzen gegen einen überbordenden Egoismus in unserer Zeit, indem es den Blick auf den Mitmenschen lenkt.
  • Kultur der Bildung: Ein wichtiges Tätigkeitsfeld der Abtei Schäftlarn bildet unser Gymnasium, in dem den ca. 450 Schülerinnen und Schülern neben schulischem Wissen auch das christliche Werte- und Menschenbild vermittelt wird. Hier soll der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit wahrgenommen und gefördert werden.
  • Kultur der Arbeit: In den verschiedenen Arbeitsfeldern und Wirtschaftsbetrieben der Abtei (Forst, Gärtnerei, Schnapsbrennerei etc.) arbeiten Mönche bzw. unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Sorge um den eigenen Unterhalt des Klosters war für den Hl. Benedikt die notwendige Ergänzung zum Gebet. Mit der Arbeit setzen die Mönche in der Welt ein Zeichen, dass sie ihre Verantwortung für die Schöpfung respektvoll wahrnehmen und dass Arbeit niemals zum bloßen Selbstzweck werden bzw. der reinen Profitsteigerung dienen darf.
  • Kultur des richtigen Maßes: Der geregelte Tagesablauf innerhalb eines Klosters nimmt den Menschen als leibliches Wesen ernst. Alles ist auf die Gottsuche hingeordnet, aber immer in einem gesunden Rhythmus des Wechsels zwischen Gebet und Arbeit. Dem einseitig geprägten Menschenbild der modernen Leistungsgesellschaft setzen die Mönche die Ausgewogenheit eines Lebens aus dem Wissen um dessen fundamentale Geschöpflichkeit und Gottebenbildlichkeit entgegen.

(Abt Petrus Höhensteiger)

Stich von Michael Wening (1705)